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Montag, 3. Oktober 2011

Nach dem Papstbesuch I

Jetzt, wo der hl. Vater wieder weg ist, wird Bilanz gezogen, und zwar schon seit einer ganzen Weile, er ist ja nicht erst gestern zurück nach Rom geflogen. Sowohl die Rede im Bundestag als auch die Freiburger Rede werden noch lange Anlass zum Nachdenken und Diskutieren geben. Was der hl. Vater sagt, ist geistlich sehr reichhaltig, so daß wir noch lange davon zehren können.

Ebenfalls Bilanz gezogen wird zu einigen organisatorischen Dingen. Das Vorprogramm zur Vigil in Freiburg kann man wohl nur als skandalös bezeichnen. Ich weiß gar nicht, ob ich mich primär darüber aufrege, oder ob es nicht einfach hauptsächlich traurig ist. Manchmal fühlt sich das sehr ähnlich an.

Da wurde also mithilfe roter und grüner Luftwürste abgestimmt, ob (gelebte) Homosexualität Sünde sei, ob Frauen Priester werden können sollen und dergleichen mehr. Gabriele Kuby, zu der ich ansonsten eher zwiespältig stehe (ihre Aufklärung in Sachen Gender Mainstreaming halte ich für wichtig, wenn auch manchmal ein bißchen alarmistisch; ihre Kritik an Harry Potter finde ich völlig überzogen) hat ihre Beobachtungen bei kath.net geschildert. 

Das ist natürlich zum einen eine Sauerei, weil da über Dinge abgestimmt werden sollte, an denen das Lehramt gar nichts ändern kann, weil die Kirche, wie der selige Johannes Paul II sagte, gar nicht die Vollmacht hat, Frauen zu Priesterinnen zu weihen, beziehungsweise über Dinge abgestimmt werden sollte, die schlicht nicht per Mehrheitsentscheid geändert werden können. Moral ist keine Frage von Mehrheiten, sondern von gut und böse, richtig und falsch, wahr und unwahr. Es ist schnurz, ob da alle die rote Wurst heben, wenn gefragt wird ob (gelebte) Homosexualität Sünde ist. Gelebte Homosexualität ist auch dann Sünde, wenn sich 95% der Anwesenden dagegen entscheiden und die anderen 5% die Frage nicht verstanden oder die Abstimmwürste verloren haben. Der Maßstab ist Gott, nicht der Mensch im Jahr 2011.

Es gibt aber noch zwei weitere Punkte, weshalb dieses Vorprogramm nicht in Ordnung war. Zum einen wurden auch Fragen gestellt, in denen es um das persönliche Glaubensleben geht. Ob man betet, ob man zur Beichte geht. Vielleicht bin ich da komisch, aber ich finde diese Fragen zu intim, als daß man sie in einem solchen Rahmen stellt, ohne daß dazu ein Gespräch stattfinden kann, ohne Erklärungsmöglichkeit (es gibt sehr viele Gründe, warum jemand zum Beispiel nicht betet oder nicht beichtet oder eben diese Dinge doch tut)- und, und da wären wir auch schon beim zweiten Punkt- in einer solchen Situation, in einer Menschenmasse, die sich überwiegend aus Jugendlichen zusammensetzt, gibt es einen gewissen Druck, konforme Antworten zu geben oder überhaupt zu antworten.

Es ist schon als Erwachsener nicht leicht, sich dem Druck einer Gruppe zu entziehen, als Jugendlicher ist das noch viel schwieriger. Dieser Druck kann dazu führen, daß man Fragen (wenn auch nur per grüner oder roter Wurst) beantwortet, die einem in einer normalen Situation zu intim oder übergriffig oder zu simpel gestellt erscheinen würden. Er kann auch dazu führen, daß man sich nicht traut, seine wahre Meinung zu vertreten. Man ist nicht gerne der Buhmann, der für die katholische Lehre und Moral einsteht, wenn die meisten um einen herum die jeweils andere Wurstfarbe hochhalten. Und: Leute, die sich ihrer Meinung noch nicht sicher sind, werden durch solche Aktionen beeinflusst. Sie laufen dann unter Umständen der Masse nach, ohne wirklich reflektiert zu haben, warum sie etwas richtig oder falsch finden.

Aber womöglich war genau das gewollt.

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